Kulturförderung in NRW- Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gerhart Baum im Gespräch

NRW muss seine Anstrengungen in der Kulturförderung vergrößern

Das Land muss seine Anstrengungen in der Kulturförderung vergrößern, räumt Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen gegenüber Gerhart Baum, dem Vorsitzenden des Kulturrats NRW, in einer Diskussion ein. Gleichzeitig betont sie, mit der neuen Regierung sei der Stellenwert der Kultur in NRW deutlich erhöht worden. Mit Ministerpräsident Armin Laschet und Finanzminister Lutz Lienenkämper habe sie zwei starke Fürsprecher an ihrer Seite.

Das Kölner Literaturhaus und die Kölnische Rundschau luden am 14.05.2018 zum Gespräch über Kulturpolitik in NRW ein. Hartmut Wilmes moderierte.

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Ende Mai will die Kulturministerin die genauen Zahlen der Theater- und Orchesterförderung vorlegen, ihres ersten Förderschwerpunkts, den sie nach Regierungsantritt präsentiert hat. Sie müsse sich die Strukturen des Kulturlebens genau ansehen. Die Ministerin will dabei die Städte nicht aus der Finanzierungspflicht lassen. Gerhart Baum fordert ihr Eintreten für die freie Künstlerszene und verweist auf ein Papier zur Künstlerförderung, das der Kulturrat NRW vor wenigen Wochen vorgelegt hat. Die Ministerin hat sich in der vergangenen Woche mit achtzig Entsandten der freien Szene getroffen und Überlegungen über eine verstärkte Förderung angestellt. Prekäre Arbeitsverhältnisse sollen nicht fortgeführt werden, die Förderkonzepte brauchen aber noch Zeit. Die Bandbreite der freien Szene ist groß, es wird eine gestufte Form der Förderung mit längerfristigen Zusagen und Juryentscheiden geben. Gerhart Baum weist auf die Bedeutung der Netzwerke hin, Isabel Pfeiffer-Poensgen legt das Augenmerk eher auf die Kunstproduktion.

Zur kulturellen Bildung verweist sie darauf, dass 34 Millionen Euro Jahr für Jahr aus dem Kulturetat in die Programme zur kulturellen Bildung fließen und der Effekt jetzt kritisch geprüft werden sollte. „Es ist ein dickes Brett zu bohren, diese Effekte in die Fläche zu bringen.“

Baum kritisiert die bisherige Filmförderung durch die Filmstiftung als zu produktionsorientiert und zu wenig kulturell orientiert. Das Interesse von Minderheiten müsse stärker in den Blick rücken. Moderator Hartmut Wilmes fragt, ob NRW nicht mehr Leuchttürme des Kulturlebens brauche. Gerhart Baum stellt die Bedeutung des Ensembles Musikfabrik und des Jazzzentrums Stadtgarten für Köln heraus. Im Bereich der bildenden Kunst berichtete die Ministerin, auch das Thema “Kunst am Bau” stehe auf der Agenda, eine neue gesetzliche Regelung werde vorbereitet.

Isabel Pfeiffer-Poensgen musste bei ihrem Amtsantritt feststellen, dass es bezüglich Kultur und Digitalisierung keine Strategie des Landes gebe. Köln habe die Kunsthochschule für Medien als hervorragenden Entwicklungsort, Dortmund die neue Akademie für Theater und Digitales. Das Land müsse da eine Förderstrategie erst erarbeiten. Gerhart Baum weist auf die Tagung des Kulturrats zu Kultur und Digitalisierung am 6. September 2018 in Düsseldorf hin, welche Problemlagen erörtern und Unterstützungsbedarfe ausmachen werde.

Der Vorsitzende des Kulturrats NRW fordert ein neues Verhältnis zum Gesamtstaat. Aus dem Föderalismus heraus gewinne der Bund immer neue Kulturkompetenzen. Die Ministerin sieht die Länder kulturpolitisch generell als schlecht aufgestellt an. Die Kultusministerkonferenz behandele nur selten Kulturthemen und sie suche jetzt Verbündete in den Ländern für ein neues starkes kulturpolitisches Auftreten der Bundesländer.

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