Sektion Musik
Der Landesmusikrat NRW geht als Dachverband der Mitgliedsverbände in der Sektion Musik davon aus, dass alle seine 55 Mitgliedsverbände und deren Mitgliedsvereine auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Für extremistisches Gedankengut, rechts- und linksextreme Ideen sowie politische Intoleranz ist in Chören, Musikvereinen und den weiteren Mitgliedsgliederungen kein Platz.
2018 hat der Landesmusikrat NRW in der Tagung “Musik in sozialer Verantwortung” in Essen die gesellschaftliche und politische Rolle der Musik differenziert beleuchtet und auch politische Gefährdungen ausgelotet. Wesentlicher Diskussionsauslöser war dabei ein Referat der Vorsitzenden der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Martina Hannak. 2019 hat die Konferenz der 16 Landesmusikräte in Deutschland zusammen mit dem Präsidium des Deutschen Musikrats während einer Tagung in Köln Positionen gegen politisch extreme Musik erarbeitet und dabei Bezug auf die Essener Tagung des Landesmusikrats NRW genommen. In Folge dessen wird der Deutsche Musikrat den “Tag der Musik” 2019 unter das Motto des Engagements gegen politischen Populismus stellen.
Die Verbände werden künftig verstärkt darauf achten, dass politisch extreme Gesinnungen und Intoleranz in ihren Strukturen keine Foren zur Verbreitung finden.
Sektion Medien
Meldung 2018: Die Top-Freizeitaktivitäten sind alle medial vermittelt, dazu gehören fernsehen, Radio/Musik hören, telefonieren, im Internet sein. In der Kunst- und Kulturförderung spielen die Medien jedoch eine untergeordnete Rolle. Medienpolitik ist auch in NRW Wirtschaftspolitik. Gefördert wird die Zirkulation von Medieninhalten – Filme, Videos, Games – in seinen unendlichen digitalen Möglichkeiten. Das Kino kämpft auf nie gekanntem Level mit den anderen Mediennutzungen vor allem durch den Nachwuchs. Das Fernsehen in seiner öffentlich-rechtlichen Ausprägung steht vor einer Strukturreform. Dessen Programmverantwortliche sehen in der Quote das Mittel des Existenzbeweises, nicht in der Erfüllung eines Aufklärungs- und Informationsauftrags.
Die Ebene der Bild- und Ton-Produktion ist noch bestimmt von individuellen Ausdrucksentscheidungen, die Synthese von Bildern, Tönen und Musik zu Inhalten ist noch ein Akt einer Wahl der Mittel. Die Wahl des Kamerastandpunkts kann auch ein politisches Statement sein. Je mehr die Ebene der Zirkulation und das Verständnis von Publikum als bloße quantitative Größe in die Produktion eingreift, wird auch diese industrialisiert. Medien- und Kulturpolitik könnten hier für Vielfalt der Produktionswege sorgen, für Freiräume bei den Themen und Ästhetiken, für Diversifizierung der Entscheidungswege und Förderinstrumente.
Ganz vergessen wird gerade von der Kultur-Politik die Ebene der Rezeption, des Raums, den Medien im Alltag und Fühlen der Menschen einnehmen. Offensichtlich ist aktuell nur die Resignation vor der großen Aufgabe der Bildervermittlung, der Wirkung von Bildern und des Umgangs mit ihnen, es gibt kein ausgewiesenes, großes Kulturprogramm dafür. Und bewegte Bilder als Inhalte für ein Museum mit all seinen Aufgaben der Sammlung, Bewahrung, Aufklärung und Vermittlung? Undenkbar. Noch?
Die Frage, welche Bedeutung Film, Medienkunst und Bewegtbildproduktion für die Demokratie und für die Kultur haben, beantworten viele KünstlerInnen in ihrer täglichen Arbeitspraxis: Vermittlung von Empathie und Offenheit für die Lebensweisen und Ansichten von „Anderen“ sind essentiell im Programm ihrer Bilderproduktion und hier vor allem der dokumentarischen. Was definitiv fehlt, ist eine Kulturpolitik, die die Macht der Bilder in Ansätzen begreift und Strukturen für die Aufgabe des Umgangs mit ihnen schafft.
Sektion Theater
Die Darstellenden Künste sind traditionell sehr sensibilisiert für die Bedingungen, unter denen die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit in ihren konkreten Arbeitskontexten gewährleistet werden muss. Dies schließt im Selbstverständnis der Akteure*innen der darstellenden Szene in jüngster Zeit auch die verstärkt geführte Debatte um diversitätsgerechtes, trans-, bzw. interkulturelles und antirassistisches Handeln in allen Bereichen der Institutionen und der Freien Szene mit ein. Das breite Engagement der darstellenden Szene für die bundesweite Initiative „Die Vielen“ ist hier ebenso Beispiel gebend wie die Positionierung und Selbstverpflichtung der freischaffenden darstellenden Künstler*innen in einer Vielzahl von Projektförderformaten des Landesintegrationsplans in NRW. Das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste etwa hat ein erfolgreiches Förderformat „Interkulturelle Impulse“ etabliert, flankiert von einer Reihe von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen zu Themen wie „Frauen in interkulturellen Projekten“ oder ganz grundsätzlich zu diversitätsbewusster, künstlerischer Arbeit. Viele der Projekte sind gelungene Beispiele gelebter kultureller Vielfalt. Die Vertreter der darstellenden Künste haben sich darüber hinaus aktiv in die Initiative „Kulturelle Integration“ des Deutschen Kulturrats eingebracht.
Ungeachtet aller zweifellos positiven Entwicklungen gilt es in Zeiten Besorgnis erregender gesellschaftlicher und politischer Polarisierung, die Mittel der Kunst verstärkt und offensiv für eine auf kultureller Vielfalt und gegenseitigem Respekt ausgerichtete weltoffene Gesellschaft einzubringen. Die Akteure*innen der darstellenden Szene sehen sich dieser Aufgabe dauerhaft verpflichtet.
Sektion Bildende Kunst:
In der Bildenden Kunst sind sowohl die Künstler*innen als auch die Kurator*innen und Kunsthistoriker*innen geschichtlich sensibilisiert und somit besonders wachsam gegenüber populistisch extremistischen Strömungen.
Bis heute ist z.B. noch längst nicht alle Raubkunst der NS-Zeit und kolonialer Zusammenhänge zurückgeführt worden.
Die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Kunst ist Grundlage künstlerischer Arbeit.
Aktuelle Kunst kommt aus der Mitte der Gesellschaft und arbeitet am Puls der Zeit. Sie nimmt so politische und gesellschaftliche Tendenzen auf und begegnet diesen mit verschiedensten künstlerischen Mitteln.
Die Zusammenschlüsse, Verbände, Kammern, Vereine und Initiativen der Bildenden Kunst unterstützen „die Vielen“ sowie andere Positionen zur Stärkung und Verteidigung einer offenen und demokratischen Gesellschaft.
Sektion Tanz:
Der Körper ist politisch – denn er ist nicht nur Medium individueller Lebensgeschichte, sondern immer auch Speicher kultureller Codierungen und Austragungsort von Körperpolitiken in sozialen, geschlechtlichen oder rassistischen Dimensionen. Umso wirkungsmächtiger entwickelt der Tanz politische Potentiale in den Überlagerungen von individuell und gesellschaftlich geprägten Körperbildern, von physischer Präsenz und Durchlässigkeit, von künstlerischen Utopien oder gesellschaftlichen Dystopien. Nicht nur auf der Bühne verhandeln Tanzschaffende Themenfelder zu komplexen Dynamiken des Zusammenlebens. In kollektiven Arbeitsstrukturen und über künstlerische Strategien verhandeln sie immer wieder neu, wie Kommunikation und demokratische Teilhabe funktionieren können.
Ohne kulturelle Vielfalt ist der zeitgenössische Tanz auf den Bühnen nicht denkbar.
Tänzer*innen aus allen Teilen der Welt sind an den Theatern und in freien Ensembles engagiert. So vielfältig wie die Künstler*innen in ihren kulturellen Kontexten sind auch die Zuschauer*innen. Zunehmend werden aber sowohl Künstler*innen wie auch das Publikum fremdenfeindlich und rassistisch motiviert angegriffen und beleidigt. Werte wie Gleichheit, Toleranz, Menschlichkeit, Offenheit, Solidarität und Respekt umzusetzen fordert zivilgesellschaftliches Engagement. Dafür setzen wir uns ein!
Wir, das nrw landesbuero tanz in Vertretung für die Sektion Tanz im Kulturrat NRW
positionieren uns für eine vielfältige, offene und tolerante Gesellschaft. Sie ist Grundlage für gelebte Demokratie und ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Lebensentwürfe. Wir haben uns der Bewegung DIE VIELEN angeschlossen und werden für die gemeinsamen Ziele und Aktionen aktiv ‐ u.a. am Sonntag 19. Mai 2019, gemeinsamer Festivalabschluss tanz nrw 19: Demonstration für ein Europa der Vielen in Köln.
Sektion Soziokultur (LAG NW):
Die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren Nordrhein-Westfalen (LAG NW) steht mit ihren 68 Mitgliedszentren und zahlreichen soziokulturellen Initiativen für die Rezeption und Produktion von Kunst und Kultur, die sich an der Lebenswelt der Menschen orientiert und einen wichtigen Beitrag für gemeinschaftliches, solidarisches und politisches Handeln in einer modernen Demokratie und in einer globalisierten Welt leistet.
Respektvolles und gesellschaftliches Miteinander sowie die Vermittlung zwischen vielfältigen kulturellen oder sozialen Milieus, ethnischen Herkünften und unterschiedlichen Generationen sind dabei die Grundpfeiler unserer Programmatik. In der Soziokultur gibt es für ausgrenzende, faschistische und menschenverachtende Bestrebungen in der Gesellschaft keinen Platz – diese werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft.
Sektion Literatur
Die politische Willensbildung findet in der Auseinandersetzung der Meinungen statt. Diese Auseinandersetzung ist eine sprachliche. Mit Hilfe unserer Sprache erkennen und beschreiben wir die Welt. Im Wettstreit der Argumente ringen wir um Wege, sie zu verändern. Grundlage allen gesellschaftlichen Handelns muss daher die freie Meinungsäußerung sein und müssen die Bedingungen sein, die es uns ermöglichen, als Kommunikationsgemeinschaft zu existieren. Jede Form von Zensur legt die Axt an unsere Demokratie.
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Kunstfreiheit sind die grundlegenden Voraussetzungen unserer Gesellschaft. Sie finden ihre Grenzen nur dort, wo die Rechte anderer verletzt werden. Aufrufe zum Hass gegen Gruppen von Menschen sind daher von diesen Freiheiten nicht geschützt.
Wer für die Literatur arbeitet, sei es als Autorin oder als Verleger, als Lektorin oder als Buchhändler, als Rezensentin oder als Lesungsveranstalter, hat eine besondere Verantwortung für die Sprache und verfügt in der Regel auch über ein entsprechendes besonderes Sensorium. Die Sparte der Literatur sollte in Zukunft noch stärker als bisher darauf achten, dass die eigenen Veranstaltungen, die eigenen Räume sich für die Vielfalt unserer Gesellschaft öffnen.
In Vertretung der Sektion Literatur im Kulturrat NRW weist das Literaturbüro NRW jede nationale Verengung des Kulturbegriffs zurück. Es lohnt sich in diesem Kontext besonders, wieder einmal auf Goethe zu hören, der bereits 1827 schrieb: „Nationalliteratur will jetzt nicht viel sagen; die Epoche der Weltliteratur ist an der Zeit“.
6.05.2019